Tipps für eine interessante Datenschutz-Schulung
Der Mensch ist ein Wesen mit mehreren Sinnen. Er kann visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch wahrnehmen. In einfachem Deutsch: er kann sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken. Drei dieser Sinne sind dabei bei den meisten Menschen stärker ausgeprägt bzw. von höherer Bedeutung: Sehen, Hören und Fühlen.
Wir wissen heute, dass Menschen häufig – und auch situationsbedingt – einen bevorzugten Wahrnehmungskanal haben. Manche Leute sind eher visuell, andere eher auditiv. Dies kann und sollte man bei der Vermittlung von Informationen beachten und für sich nutzen.
Neben dem reinen Wortbeitrag in einer Schulung, mit dem man primär die “auditiven” Menschen anspricht, können an die Wand “gebeamte” Folien helfen, den eher visuell veranlagten Zuschauer für die Inhalte zu gewinnen. Es liegt auf der Hand, dass die Folien dann nicht nur “schnöden” Text – nach Gliederungspunkten sortiert – enthalten sollten. Das nutzt nur dem Redner als eine Art Spickzettel, nicht aber dem dann visuell eher noch vergraulten Zuschauer.
Schwierig wird es, die Informationen den Menschen mit kinästhetischer Präferenz nahe zu bringen: Wie soll man Datenschutz “fühlen”?
Es kann hilfreich sein, Gegenstände in die Präsentation einzubauen. Warum nicht z.B. einfach eine Miniüberwachungskamera, einen RFID-Chip o.ä. mit in die Veranstaltung bringen, und den Leuten diesen Gegenstand zum Erleben in die Hand geben. Das muss natürlich thematisch passen. All das kann dazu beitragen, dass sich die Veranstaltung selbst und die Inhalte in den Köpfen der Zuhörer und Zuschauer verankert.
Ich möchte dazu anregen, mehr Mut (und Spaß) bei der Erstellung von Folien für Datenschutz-Schulungen an den Tag zu legen. Sie helfen damit nicht nur sich, sondern auch Ihren Zuhörern.
Was ist, wenn Sie bisher nicht besonders begabt gewesen sind, tolle Folien zu gestalten, mit der ihre Zuschauer und Zuhörer wirklich etwas anfangen können? Ich kann hier drei Bücher empfehlen, die auch dem ungeübten Anwender bei dem Aufbau einer guten Präsentation helfen können.
1. Nancy Duarte – slide:ology: Oder die Kunst, brilliante Präsentationen zu entwickeln
Ich selbst habe die englische Originalfassung des Buches. Nancy Duarte leitet das Design-Unternehmen Duarte Design Inc.
Das Unternehmen ist u.a. für die herausragenden Folien für Al Gore (“An Inconvenient Truth”) verantwortlich.
Das Buch ist klar gegliedert und bietet eine Unmenge von Inspirationen. Es enthält das Rüstzeug für eine optisch ansprechende Präsentation und bietet auch Anfängern Hinweise zur Gestaltung von Folien (Grafiken, Typographie, Charts etc.).
Wenn ich mir für eines der drei Bücher entscheiden müsste, wäre slide:ology meine Wahl.
Garr Reynolds ist Berater und “Speaker” im Bereich Präsentationsdesign. Er ist zudem als Dozent (Associate Professor) für Management an einer Universität in Japan tätig.
In seinem neuesten Buch (zum Vorgänger siehe Ziff. 3) erklärt Reynolds die Grundlagen der Typographie und deren optimale Nutzung in Präsentationen. Auch der Einsatz von Farben und Bildern wird anschaulich erläutert. Sehr schön wird z.B. dargestellt, wie man Informationen zu Daten vereinfacht und ansprechende grafisch darstellen kann. Im letzten Abschnitt des Buchs werden gelungene Beispielfolien (z.B. von Guy Kawasaki u.a.) abgebildet.
Insgesamt ein sehr gelungenes und inspirierendes Buch, das auch für Anfänger geeignet ist. Mit halbwegs ordentlichen Englischkenntnissen kann man das englische Buch gut verstehen. Man muss also sicher nicht auf die deutsche Edition warten.
3. Garr Reynolds – Zen oder die Kunst der Präsentation. Mit einfachen Ideen gestalten und präsentieren
Als Vorläufer des Buches Presentation Zen Design ist “Presentation Zen” – so der Originaltitel – das Einsteigerbuch für Leute, die auf moderne Art und Weise Präsentationen machen wollen.
Das Buch ist klar gegliedert und führt den Leser durch die verschiedenen Phasen der Vorbereitung, Erstellung und Vorführung einer Präsentation. Eine große Anzahl von Beispielsfolien und Geschichten über andere “Speaker” macht das Buch rundumgelungen.
Eine wunderschöne Ressource für jeden, der häufiger präsentiert und keine schnöden Powerpoint-Bulletpoint-Folien an die Wand werfen möchte.
Eine Zeit lang habe ich nach der sog. “Lessig”-Methode (inspiriert von diesem nach wie vor tollen Vortrag von Dick Hardt) Vorträge gestaltet und gehalten. Der Stil hat sich bei mir für die Informationsvermittlung im Datenschutzbereich aber nicht durchsetzen können. Lediglich für kürzere Datenschutz-Sensibilisierungsvorträge nutze ich sie z.T. noch. Jetzt arbeite ich mehr mit Bildern (und Geschichten).
Erst gestern habe ich wieder eine Datenschutz-Sensibilisierung in einem Unternehmen der IT-/Web-Branche gemacht.
Wenn ich für einen solchen Vortrag gebucht werde, schaue ich mir im Vorwege an, was das Unternehmen macht und bespreche mit dem Ansprechpartner im Unternehmen ein paar Schwerpunkte, die in der Präsentation angesprochen werden sollen. In diesem Fall handelte es sich z.B. um ein Internetportalbetreiber, der in der Praxis auch mit Auskunftsersuchen von Sicherheitsbehörden zu tun hat. Die Mitarbeiter sollten einen kurzen Crashkurs mit Informationen dazu bekommen, was Datenschutzrecht ist und was sie im Unternehmen dazu beitragen können, um Datenschutz zu leben bzw. zu verbessern.
Hier sind ein paar Folien zur Inspiration:
Das ist mein Motto. Nicht über Datenschutzanforderungen jammern, sondern sie zum eigenen Vorteil nutzen und umsetzen.
Die “Sphärentheorie” in grafischer Form.
Das BDSG ist kein gutes Gesetz.
Datenschutzrechtliche Fragen zum Billing sind immer beliebt.
Cookies und Datenschutz – eines meiner Lieblingsthemen.
Die sog. “Acht Gebote” – Anlage zu § 9 BDSG.
Eine sehr sarkastische & überspitzte Folienkombination zu polizeilichen Auskunftsersuchen. Ohne den dazugehörigen Vortrag nicht zu verstehen.
Praxisempfehlungen zur Beauskunftung.
Meine “Developer”-Folie.
Cloud Computing ist in aller Munde, datenschutzrechtlich aber hoch brisant (wenn auch nicht unmöglich).
Die Erstellung von Präsentationen ist und bleibt Geschmackssache. Außerdem muss man selbst im Einzelfall entscheiden, welcher Stil und welche Techniken passen. Meine hier dargestellten Folienbeispiele kamen bei einem Unternehmen zum Einsatz, das aus dem Webbereich kommt. Die Mitarbeiter dort sind eher jünger und nicht geschockt, wenn der Dozent sich auch mal selbst nicht so ernst nimmt. Eine Präsentation bei einem größeren Unternehmen aus dem Bereich Automotive o.ä. würde sicher auch bei mir dann anders aussehen.
Nichtsdestotrotz möchte ich ermutigen, sich von den althergebrachten langweiligen Präsentationen zu lösen. Die benötigt keiner und sie sind – mit Verlaub – meist langweilig wie eingeschlafene Füße.
Nachteil der Folien in dem hier vorgestellten Stil ist, dass die Folien nicht als “Spickzettel” dienen können. Sie haben keine Möglichkeit, sich an den sonst üblichen Bulletpoints auf den Folien zu orientieren. Voraussetzung für die erfolgreiche Nutzung dieses Folienstils ist daher, dass Sie in dem Vortragsthema absolut fit sind und den Ablauf der Präsentation gut kennen. Also vorher üben, üben & üben.
Ihr Publikum wird es definitiv mögen. Keiner findet es heute noch spannend, wenn der Dozent lediglich seine Folieninhalte vorliest.